"Möchtegern-Tierschützer" auf der Hetzjagd auf Cesar Millan?


Wie oft lese ich, dass wir Gegner der Millanschen Trainingsmethoden eine Hetzjagd gegen den Meister der Hundeflüsterei veranstalten. Wir hetzen, obwohl wir die Zeit nutzen könnten, um uns für „echte“ Tierquälerei zu engagieren. Außerdem trauen wir uns das alles nur, weil das Internet so herrlich schön anonym ist.

Vorweg möchte ich kurz den Begriff „Hetze“ geklärt haben.
Wikipedia sagt mir zu „Hetze im zwischenmenschlich-gesellschaftlichen Sinn“:
„Im gesellschaftlichen Sinn bezeichnet man als Hetze unsachliche und verunglimpfende Äußerungen zu dem Zweck, Hass gegen Personen oder Gruppen hervorzurufen, Ängste vor ihnen zu schüren, sie zu diffamieren oder zu dämonisieren.“
Aha. Die Artikel, deren ich mich zur Recherche über Cesar Millan bediene, sind überwiegend von Verhaltensbiologen, Kynologen, Hundepsychologen, Tierärzten oder zertifizierten Hundetrainern, die professionell und objektiv über aversive Trainingsmethoden, wissenschaftliche Erkenntnisse oder Studien berichten. Allerdings, und ich muss es eingestehen, kann man mir tatsächlich schon manchmal Unsachlichkeit vorwerfen, denn das Thema Tierquälerei ist nun einmal ein sehr emotionales und manchmal könnte ich verzweifeln an Kommentaren von Millan-Befürwortern, sie hätten noch nie ein Stachelhalsband, ein eShock-Collar oder einen Tritt in die Seite bei seinen TV-Sendungen gesehen.
Manchmal ist Sarkasmus ein Ventil für mich, um die Lust am Er- und Aufklären nicht zu verlieren.
Da ich aber öffentlich nur Cesar Millans Arbeit als „Hundeflüsterer“ kritisiere, kann man mir nicht vorwerfen, dass ich Hass oder gar Ängste gegen die Person Cesar Millan schüren möchte, geschweige denn, dass ich ihn diffamieren oder gar dämonisieren möchte. Noch einmal, mir missfallen seine Trainingsmethoden, die definitiv gegen das Tierschutzgesetz in Deutschland, Österreich und der Schweiz verstoßen und verständlicherweise ist er mir nicht wirklich sympathisch - wer mag schon einen Tierquäler? - , aber mein Anliegen ist es, auf die Gefahren seiner Trainingsmethoden aufmerksam zu machen.

Also suche ich weiter und werde unter dem Begriff „Hetzkampagne“ fündig:
„Im Extremfall kann aus der Schmutzkampagne eine Hetzkampagne werden, die die Zielperson(en) durch bewusste Mobilisierung von Hass und Aufrufen zur Gewalt an Leib und Leben bedroht. Dies geschah etwa im Vorfeld des Völkermords in Ruanda.(***) Wird eine Kampagne geschickt geführt, ist der Urheber kaum auszumachen, und die angegriffene Person oder Gruppe kann wenig gegen die Beschädigung ihres Ansehens unternehmen.“
Okay Leute, Ihr merkt es jetzt doch selbst, dass der Ausdruck „Hetzkampagne“ nicht wirklich auf das zutrifft, was ich persönlich als Information und Aufklärung sehe. Ich bin auch alles andere als anonym, Millan kann mich also, wenn er es denn will, schnell ausfindig machen.
Denn ich stehe zu meinen Aussagen und verwende kein Pseudonym. Jetzt muss ich schon selber lachen.

Wir leben in einer Zeit, in der es uns einfach gemacht wird, Beschwerden, Kritik, aber auch Verleumdungen zu verbreiten oder Menschen zu mobben. Und wir alle benutzen das Medium Internet, man schreibt mal eben eine eMail statt eines Briefs, den man ausdrucken und zur Post bringen muss, wir hinterlassen Bewertungen und Kritiken auf allen möglichen Portalen über die Sauberkeit eines Hotels, der Kundenfreundlichkeit einer Parfümerie oder der Behandlung bei einem Facharzt. Und wir machen keinen Hehl aus unserem Unmut. Weil´s praktisch ist, unbürokratisch und schnell. „Ihre Nachricht wurde versendet“!

Wir kritisieren Politiker, die einfach nicht das tun, was wir Steuerzahler erwarten, denkt an Angie, was muss diese Frau ertragen? Ich mag ihre Politik auch nicht, zugegeben. Aber oft ist das keine Kritik mehr, sondern Spott gegen ihre Person.
Wir verurteilen Kinderschänder und Amokläufer, ohne sie persönlich zu kennen. Aber sie tun Dinge, die für uns einfach undenkbar und schrecklich sind. Und uns ist ihr persönlicher Hintergrund relativ egal, weil es ihre schlimme Tat einfach nicht mildert.
Wir streiten uns über Steuersünder, obwohl ich nicht verstehe, warum jemand hinter einem Uli Hoeneß steht, der uns alle betrogen hat, denn wir sind der Staat, während ein 08/15-Betrüger nicht auf Verständnis hoffen darf.
Wir missbilligen alternde Musiker/innen, die einfach den letzten Schuss nicht gehört haben und trotz ihres Alters noch immer ihren Fans Nacktfotos zumuten.

Merkt Ihr was?
Wir alle urteilen über Gut und Böse, über Sinn und Unsinn. Aber den Hundeflüsterer Cesar Millan darf man nicht kritisieren?
Nein, das ist eine Hetze, eine Hetzkampagne gegen einen Menschen, der zwar Methoden anwendet, die selbst hartgesottene Millan-Anhänger für sich selbst ablehnen, aber bei bösen, weil aggressiven Hunden durchaus denkbar und oft als letzter Weg vor der Euthanasie gesehen wird.
Bei Gastronomen, die wegen schlechter Bewertungen vor einem „Aus“ stehen, wird interessanterweise nicht soviel Mitleid bekundet. Da kommt dann eher das „selber schuld!“

Okay, ich hetze also. Gegen einen Tierquäler. Gut, keinen regulären Tierquäler, denn dieser Tierquäler „hilft“ Menschen und Hunden.
Echt? Ich behaupte das Gegenteil.
Denn Cesar Millan fügt Hunden Schmerzen zu, er setzt sie unter massiven Druck und unterstellt ihnen menschliches, bösartiges Denken. Er arbeitet weder mit den Hundehaltern, noch mit den Hunden, sondern gegen die Hunde. Aber eigentlich wollte ich heute gar nicht darauf eingehen.

Manchmal frage ich mich, warum Menschen Millan so bedingungslos verteidigen und seine offensichtlich aversiven Methoden verleugnen. Denn erstaunlicherweise präsentiert Millan alle diese Vorwürfe, die wir gegen ihn erheben, selbst der Öffentlichkeit. Er schreibt Bücher (jaja, ich weiß, er schreibt sie nicht selbst, das erklärt auch, warum die Bücher teilweise sehr stark von seinem Wissen, das er im TV zur Schau stellt, abweichen), lässt seine TV-Sendungen im Fernsehen ausstrahlen und tourt regelmäßig in allen möglichen Ländern, die seine Show noch nicht verboten haben. Er macht es uns so einfach, „Beweise“ für seine Tierquälerei zu liefern. Und dennoch hetze ich? Warum?

Jetzt kommt das Neid-Argument, dazu habe ich schon einmal etwas geschrieben.
Millan nimmt mir nichts weg, er macht mich nicht ärmer und spielt so ungewollt und unbewusst sogar vielen positiv arbeitenden Hundetrainern Kunden zu.
Eigentlich müssten wir alle „danke“ sagen. Aber das würden die Hunde, die unter Millan und seinen Nachahmern zu leiden haben, nicht verstehen.

Wer in der Öffentlichkeit steht und Handlungen zeigt, die tierschutzrelevant sind, wird immer mit Kritik rechnen müssen. Auch ein Cesar Millan.

Anke M. Hofer
20.12.2014



Zurück zur Website: Feebee vom Steenfelder Kloster
www.feebee-vom-steenfelderkloster.de